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November 2011

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Eichsfeld bzw. ganz Deutschland erlebte 2011 einen milden, aber rekordtrockenen und teilweise extrem sonnenscheinreichen November. Nur an einem Tag des Monats wurde Regen registriert. Durch eine wochenlange Hochdruckwetterlage konnte man besonders in höher gelegenen Regionen viel Sonnenschein und angenehme Temperaturen genießen. Im Flachland dagegen herrschte oft neblig- trübes und kaltes Wetter. Erst gegen Ende des Rekordmonats beendete von Norden her ein Orkantief über Skandinavien die stabile Hochdruckwetterlage.

So wie der Oktober 2011 das Wettergeschehen beendete, so führte es der November 2011 fort. Zu Beginn des Monats, sprich Allerheiligen, erlebten wir wieder die schon fast typische, lotteriemäßige Sonne-Wolken-Nebelverteilung. Während in einigen Gebieten die Sonne ihre höchst mögliche astronomische Scheindauer ausnutzte, lungerten manche Gegenden den ganzen Tag im Nebel herum. Besonders in Flussniederungen oder auch im Thüringer Becken machte der Nebel einen Strich durch die sonnige Rechnung. Die Temperaturen verhielten sich, ähnlich wie in den letzten Tagen des Oktobers, mit Höchstwerten von etwa 16 Grad.

In den darauffolgenden Tagen lag eine Art Warmluftfließband über uns, das von Nordafrika über die Alpen und Skandinavien bis ins europäische Nordmeer reichte. Dieses Fließband katapultierte in mittleren und hohen Luftschichten immer wieder ungewöhnlich warme Luftmassen zu uns sowie bis weit hoch  in den Norden. Tiefe und mittelhohe Wolken mit Niederschlag  „prallten“ gegen die Alpensüdseite und sorgten dort für unwetterartige Regenfälle. In den Alpen sowie in den Mittelgebirgen herrschte Föhn.
Jetzt, im Spätherbst, ist die Sonne recht schwach und kann die Luft nicht mehr so gut erwärmen wie im Sommerhalbjahr. Diese  warme und leichte Luft strich nun über uns hinweg. In den Niederungen sammelte sich ohne Wind oder mit ganz wenig Wind durch die langen Nächte kühle und feuchte Luft. Vor allem in Regionen, nördlich gelegen von den  Gebirgen, war es an diesen Tagen ganztägig trüb.
In anderen Regionen hingegen konnte sich die Sonne durchsetzen und mit Wind wurde die sehr milde Luft in der Höhe bis zum Boden “runter gemischt“ und zusätzlich von der Sonne erwärmt.




Richtung erstes Novemberwochenende frischte der Ost-Wind auf, sodass sich weniger Nebel bilden konnte. Jedoch der Grundtenor für die nächsten Tage lautete immer noch: Viel Sonnenschein. Mit diesem Sonnenschein und milden Temperaturen erlebten wir im Flachland einen abschnittsweisen goldenen und milden November. Das große Los haben an diesen Tagen jedoch die Wanderer gezogen, die in höher gelegenen Lagen sprich über 800 Meter aufgrund der föhnigen Südströmung eine exzellente Fernsicht genießen konnten.

Die Temperaturen waren an diesen Tagen für den  November fast „unwirklich“. In den Lagen zwischen 700 und 1000 Meter Höhe wurden 15, mit Föhn sogar um die 20 Grad erreicht.


 Nach diesem durchaus ersten schönen Novemberwochenende wurden verbreitet Temperaturrekorde gemessen. Beispielsweise wurde auf dem Brocken, dank der Inversionswetterlage, die seit mindestens 60 Jahren wärmste Temperatur mit 18,9 Grad gemessen. Auch auf der Nordseeinsel Norderney wurde der wärmste Novembertag seit Beginn der Messungen im Jahre 1947 mit 16,6 Grad gemessen.
Bis auf wenige Ausnahmen brachten die ersten 6 Novembertage verbreitet 40 bis teilweise über 60 Prozent des Sonnenscheinsolls eines durchschnittlichen Novembers. Auch in Sachen Temperatur war der Monat in den ersten sechs Tagen im November 5 Grad zu warm, bezogen auf das langjährige Temperaturmittel.

Auch in den nächsten Tagen blieb die Großwetterlage eingefahren und von starken Hochdruckgebieten geprägt. In einem breiten Strom schaufelte das Hoch weiterhin in der Höhe sehr warme Luft zu uns. Doch Richtung zweites Novemberwochenende deutete sich ein schleichender Übergang zu kühleren Temperaturen an. Der Ostwind frischte immer mehr auf, sodass sich Nebel bzw. Hochnebel sich immer weniger halten konnten und die Luft trockener wurde und somit sich schneller abkühlen konnte. Die Folge war, dass die Nächte zunehmend frostig wurden.
Auch in den nächsten Tagen änderte sich nicht viel am Wetter. Hoch XENIA zog langsam nach Osten ab und aus ihm entstand ein neues Hoch namens YANA. Wie die Tage zuvor, herrschte nach meist frostigen Nächten sonniges Wetter. Jedoch gab es bei diesem Wetter auch die fiesen Seiten. Zum Beispiel registrierte unsere Wetterstation am 16.11. Dauerfrost, während nur wenige Kilometer weiter und nur wenige Höhenmeter höher im strahlenden Sonnenschein zweistellige Nachmittagswerte erreicht wurden. Auch in Richtung 3. Novemberwochenende hielt diese Inversionswetterlage an. Solche Inversionswetterlagen sind jedoch  für hochdruckdominierte Herbst- und Wintermonate typisch. Was allerdings wirklich untypisch war, war dieser lange Atem der Hochdruckdominanz. Auch die weiteren Tage im November waren geprägt durch das scheinbare „Beton-Hoch“ welches uns in den Morgenstunden leichten Frost und am Mittag sonnig und trockenes Wetter bescherte. Bis und zum letzten Novemberwochenende herrschte das alt bewehrte Wetter, wobei sich in den Niederungen zähe Nebelfelder länger hielten.

 

Doch Richtung 1. Adventswochenende kündigte sich eine Umstrukturierung der Wetterlage an. Während viele Leute schon über die ersten Advents-, Weihnachts- und Christkindelsmärkte  schlenderten, fegte ihnen eine gehörige Brise Wind um die Nase. Mit wenig Wind und strahlendem Sonnenschein wurde die Übergangswoche  vom November in den Dezember eingeleitet. In den letzten Tagen des Novembers erreichte uns abermals ein Schwall ungewöhnlich milder Luft, ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit. Damit verabschiedet sich ein äußerst kurioser November mit einem deutlichen Plus an Sonne und einem extremen Defizit an Niederschlag. Außerdem endete damit der meteorologische Herbst und am Donnerstag(1.12.) beginnt der Dezember und damit der meteorologische Winter.

 


Alles in allem geht der November 2011 als Rekordmonat in die Klimastatistik ein. Seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnung 1881 war es noch nie so trocken. Die Fluss- und Wasserpegel erreichten ähnlich niedrige Werte wie im Hitzesommer 2003. Beispielsweise lag der Pegel des nordhessischen Edersees so tief wie zuletzt 2003. In normalen Jahren müsste er im November um das Doppelte gefüllt sein. Der Monat bilanziert mit 0,1 Grad Abweichung nach unten fast genau im langjährigen Mittel der letzten 25 Jahre. Ganz anders im Bergland: Auf dem Brocken war es rund 5 Grad wärmer als im Mittel. Außerdem zeigte sich der November, wie auch schon der Oktober, sehr golden. Es wurden mehr als das Doppelte, der sonst üblichen Sonnenstunden gezählt. Den größten Rekord brachte jedoch die Regenmenge im November.

 

Im Deutschlandmittel fielen ca. 3 l/m². Jedoch an manchen Stationen, wie auch an unserer Schulwetterstation in Heiligenstadt, blieb es den ganzen Monat komplett trocken. Der bislang trockenste Novembermonat trat laut des DWD im Jahre 1920 auf, mit 10 l/m². Könnte man verschiedenen Bauern/Wetterregeln glauben, so müssten wir kurz vor bzw. nach Weihnachten und im Januar des kommenden Jahres  mit einer nachhaltigen und länger anhaltenden Einwinterung rechnen. In diesem Sinne  wünschen wir Ihnen eine besinnliche, gemütliche und nicht allzu stürmische Advents- und Vorweihnachtszeit.

Sebastian Althaus & Tizian Großheim
AG "Junge Wetterfrösche"
Lingemann -Gymnasium Heiligenstadt

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