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Schulpflicht? Wir Glücklichen

Am Morgen des 13.06.2019 sind wir, die 9. Klassen des Johann Georg Lingemann Gymnasiums, zu einer Exkursion in das Konzentrationslager „Mittelbau-Dora“ aufgebrochen. Nach einer Stunde Busfahrt haben wir das KZ bei Nordhausen erreicht. Zuerst sahen wir nur die Schönheit des heutigen Ortes. Jedoch wurde diese Idylle mit der Zeit von der Vorgeschichte des Lagers verdrängt.

Zuerst gingen wir in eine nachgebaute Baracke, in welcher während der NS-Zeit bis zu 500 Häftlinge untergebracht wurden. Dort wurde uns die Geschichte und die Unterschiede sowie die Gleichheiten einiger Gefangener nahegebracht. Wir stellten fest, dass die meisten Insassen sehr jung waren, als sie in das KZ kamen. Des Weiteren erkannten wir, dass es sich bei den meisten Häftlingen um Männer aus besetzten Gebieten, politische Gegner oder Widerstandskämpfer handelte. Danach gingen wir zu dem Appellplatz des Konzentrationslagers, an welchem uns anhand einer Zeitzeugenaussage klar wurde, wie grausam solch ein Appell sein konnte. Die Häftlinge hatten nur einen dünnen „Schlafanzug“ an und mussten damit bei jedem Wetter antreten.

Der Appell, zum Zwecke der Zählung, zog sich laut der Aussage des Zeitzeugen über 5 Stunden hin. Weiterhin beschrieb der Zeuge, dass der Appell an einem klirrend kalten Tag gehalten wurde, sodass manche Häftlinge schon durch das lange Stehen an purer Erschöpfung gestorben sind. Dadurch mussten die Zählungen wiederholt werden, wodurch sich der Vorgang in die Länge zog und noch mehr Menschen gestorben sind. Solch ein Appell wurde zweimal täglich gehalten. Zwischen diesen wurden die Insassen noch zu zwölf Stunden Arbeit gezwungen.

Die einzige Ruhezeit, die ihnen zur Verfügung stand, war in der Nacht, in welcher sie hofften, den Tag zu vergessen. Die Häftlinge, die während der Arbeit oder des Appells starben, wurden in das Krematorium gebracht, einem Ort, an welchem ihre Leichen verbrannt wurden, was auch von Häftlingen durchgeführt wurde. Ihre Asche wurde einfach über einen Hang geschüttet. Heutzutage zeigen Steine den Standort des Massengrabes an. Nach diesen Berichten gingen wir in das Museum der Gedenkstätte und schauten uns die Ausstellung an.

Danach gingen wir zu dem Ort, der dem ursprünglichen Zweck des Arbeitslagers diente, einem Depot, welches als Manufaktur für die Flügelbomben V1 und die V2 umgerüstet wurde. Das Depot war eine unterirdische Anlage im Felsen. Die Häftlinge mussten das Depot ausbauen und anfangs auch in ihm wohnen, sodass mehrere Schlafplätze übereinander eingerichtet wurden. Die Arbeitsbedingungen im Depot waren denkbar schlecht. So mussten die Häftlinge die Luft, welche durch Sprengungen staubig wurde, ungefiltert einatmen. Außerdem mussten sie in der Nähe von Sprengungen warten, um sofort die Steinbrocken herauszutragen. Die Arbeitsbedingungen verbesserten sich jedoch, als freiwillige Zivilarbeiter in dem Depot eingesetzt wurden.

Heutzutage ist die Manufaktur jedoch zu Teilen unzugänglich, da die Soldaten der Sowjetunion den Stollen teilweise sprengten und ein Teil mit Grundwasser gefüllt ist. Die Arbeiter des Stollens mussten auch die Baracken an der Oberfläche aufbauen. Nach der NS-Zeit wurde das KZ teilweise zerstört, weswegen sich die Natur dort regenerierte. Heutzutage sieht man nur noch etwa ein Drittel der Fläche des damaligen KZ, obwohl auch diese Fläche sehr groß ist.

Wenn man die Situation der jugendlichen Zwangsarbeiter während der NS-Zeit betrachtet, erkennt man, dass diese ein viel schwereres Leben und auch wahrscheinlich keine Zukunft hatten. Beim Vergleich mit diesem unmenschlichen System, stellt man fest, dass unser heutiges Leben viel leichter, und auch besser als das Damalige ist. Es ist viel einfacher, in die Schule zu gehen und dort etwas zu lernen, um die Wirtschaft später zu stärken, als unter schlechtesten Bedingungen harte, unbezahlte Zwangsarbeit zu leisten, um einen Krieg zu unterstützen.

Kevin Minh Leon Klein und Marvin Henkel, 9a

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